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Dienstag, 21. November 2017

Ankündigung Performance


GRUNDGESETZ
Performance
am 15. und 16. Dezember 2017
im stimmfeld-Studio in Köln Nippes
Beginn Freitag und Samstag 18.00 Uhr.


Die Grundgesetzwanderung, bei der ich mit den ersten 20 Artikeln (Grundrechte +1) des Grund­gesetzes im geistigen Gepäck quer durch Deutsch­land von Aachen bis Görlitz gehe, macht Winterpause.
Die Zeit will ich nutzen, um ein paar andere Aktionen mit dem GG durch­zuführen, immer mit der Frage im Hintergrund, um welchen Text (mit welcher Kraft oder Wirkung) es sich da eigentlich handelt.

Am Fr./Sa. 15./16. Dezember werde ich in diesem Rahmen eine Langzeit­performance von täglich ca. drei Stunden machen, in der ich die Grund­rechtsartikel in verschiedener Weise stimmlich und schriftlich in den Raum bringe und herausfinden will, ob und wie der Raum, ich selbst und die Gestimmtheit der Zuschauenden- und -hörenden sich dadurch ändern.

Der Eintritt ist frei; Spenden, mit denen ich die nächsten Etappen der GG-Wanderung finanzieren werde, sind willkommen.
Der Einlass ist durchgehend geöffnet; jede(r) - außer mir - kann jederzeit kommen, bleiben und gehen.

Unterstützt von stimmfeld e.V.
Weitere Infos und eine Wegbeschreibung gerne auf Anfrage!

Samstag, 4. November 2017

Fundstück: GG und Kapitalismus


Bei der Lektüre eines Buches des unfassbar jungen Philosophen Markus Gabriel (Ich ist nicht Gehirn, Berlin 2015) ist mir eine wichtige inhaltliche Brücke zwischen den beiden Feldern aufgegangen, mit denen ich mich seit einiger Zeit intensiv beschäftige: dem Kapitalismus als Lebensform und dem Grundgesetz.


In der Auseinandersetzung mit Artikel 1 des GG („Die Würde des Menschen ist unantastbar. (...)“) bemerkt Gabriel, das der Satz auch ganz buchstäblich verstanden werden kann. Man kann die Menschenwürde nicht antasten, weil sie kein Ding ist. Die Würde erwächst aus bestimmten Bedingungen, die zum Menschsein dazugehören. Die heute in der Philosophie weitgehend dominierende Haltung des Materialismus behauptet aber, dass man alle weltlichen Phänomene auf Dinge oder Dinghaftes zurückführen kann. Dagegen argumentiert Gabriel vehement und wie ich finde mit gutem Recht.

Dabei zitiert er Kant, der die Unterscheidung zwischen Preis und Wert bzw. Würde eingeführt hat. Kurz gesagt hat für Kant alles, was Würde besitzen kann, keinen „Marktpreis“, weil es nicht als Mittel für einen anderen Zweck verwendet werden kann. Die Würde ist Zweck an sich. (Kant, Metaphysik der Sitten)

Was im Materialismus Ding genannt wird, ist im Kapitalismus die Ware. Wie wir bei Scheler schon gesehen haben (vgl. meinen Vortrag!), ist ein Grundmerkmal des kapitalistischen Geistes der Warencharakter aller Dinge. Heute ist die Verwandlung aller Lebensaspekte zur Ware sehr weit fortgeschritten. Fast alles kann zur Ware degradiert und im kapitalistischen Karussell zu Geld gemacht werden. Um aber zur Ware zu werden, muss etwas zuerst ein Ding sein. Die Wissenschaften bzw. der philosophische Materialismus tragen zur Entwertung der Welt bei und flankieren so die Entzauberung dieser Welt und die Verdinglichung aller Phänomene, die in ihr auffindbar sind.
Die Menschenwürde aber ist keine Ware. Implizit erkennt Kant bereits, dass sich bestimmte Werte und die Menschenwürde gegen eine Vereinnahmung durch die kapitalistische Logik wehren. Die Würde des Menschen hochzuhalten als unantastbares und unverkäufliches Recht bedeutet demnach auch, sich vom kapitalistischen Geist zu distanzieren. Oder umgekehrt: Die Distanzierung vom Geist des Kapitalismus als alle Lebensform beherrschen wollender Ethos macht uns zu Verteidigern des Artikel 1 des Grundgesetzes.