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Montag, 28. Mai 2018

Der 18. Tag: 28. Mai 2018

Altenhundem - Jagdhaus

Am Morgen bin ich mit dem Zug von Köln nach Altenhundem gefahren und um ca. viertel nach elf dort angekommen. Nach einem Kaffee im ganz netten Bahnhofscafé ging es zum nahe gelegenen Marktplatz.
Dieser Blog handelt ja nicht von Städtebaukritik, aber es ist schon verwunderlich, dass es auf dem offenkundig zentralen Platz dieser Kleinstadt nichts Grünes gibt, keinen Baum, keinen Strauch, nicht mal einen Betonkübel. Dementsprechend wirkt der Platz auch völlig unlebendig. Nur ein Bodenbrunnen bringt etwas Bewegung rein. (Nachdem ich mir die Photos, die ich vom Marktplatz gemacht habe, angesehen habe, muss ich meine Klage zurücknehmen. Es gibt dort Grün. Anscheinend war der trostlose Eindruck auf mich so stark, dass ich einfach kein Grün sehen konnte....)



Bei der Suche nach einem geeigneten Platz für meine erste Rezitation auf eben diesem Marktplatz gab es in mir einen starken Drang, mich in eine Ecke zu verziehen, in der mich niemand bemerkt. Zum Glück ist mir dieser Drang relativ schnell zu Bewusstsein gekommen und ich konnte noch gegensteuern. Am Ende habe ich die erste Rezitation des Tages sozusagen mitten auf dem Platz gemacht: um ca. 12.00 Uhr.



Die Platzwahl hat allerdings nicht dazu geführt, dass mir besonders viele Leute zugehört hätten. Die wenigen, die es über den ungastlichen Platz trieb, haben mich mit Nachdruck ignoriert.
Bei einem der Gespräche zur GG-Wanderung, die ich in den letzten Tagen in Köln geführt habe, meinte eine Bekannte von mir, dass ich mit der Wanderung einen Weg öffnen würde. Die Formulierung gefällt mir gut. Meine Performance öffnet den Raum, der mit der Zeit Wirkungen ermöglicht; ob sie je geschehen, kann man noch nicht sagen.



Nach der Rezitation ging es los in Richtung Rothaargebirge. Dabei bin ich an auffällig vielen Kreuzen vorbei gekommen. Am ersten Kreuz direkt hinter Altenhundem, das zu einer Gedenkstätte für Adolf Kolping gehört, stand auf dem Querbalken die Inschrift: Wehr Dich damit!
Das wäre auch eine schöne Aufforderung im Zusammenhang mit dem GG! Denn darum geht es ja nicht zuletzt: dass sich jede Bürgerin und jeder Bürger gegen Ungerechtigkeiten wehren kann, weil ihre Rechte durch das Grundgesetz zwar nicht garantiert sind, aber jede(r) sich darauf berufen kann, wenn es darum geht, sich zu wehren.

Das nächste Kreuz zierte ein Hinweisschild für den Wanderweg der Deutschen Einheit.










Und danach kam ich an das Steinerne Kreuz, das am sogenannten Kriegerweg liegt, der wie es auf einer Infotafel hieß, ein alter Fernhandelsweg von Koblenz bis nach Paderborn sein soll. Das erinnert mich an die schöne Herleitung des Typus des Unternehmers, wie man sie bei Max Scheler findet. Danach kam der Unternehmer ursprünglich aus der Verbindung von Kriegsmann und Händler zustande. Die ersten Ausprägungen waren die des Freibeuters und des Piraten, aber wer weiß, vielleicht ist es im meeresfernen Mitteleuropa erstmals genau hier auf dem Fernhandels- und Kriegerweg zu der für den Kapitalismus schicksalsträchtigen Verbindung gekommen.

Die Reihe der Kreuze war damit noch nicht zu Ende. Nach dem Steinernen Kreuz kam das Hölzerne Kreuz und kurz darauf ein Kreuz am Heiligenborn, einer Quelle, deren Wasser gegen Augenleiden helfen soll. Da es kein Schild gab, das vor dem Genuss des Wassers warnte, habe ich einen erfrischenden Schluck aus der Quelle getan.
Merkwürdig genug, dass man im Geltungsgebiet des GG aus so gut wie keiner natürlichen Quelle, geschweige denn aus einem Bach oder einem anderen Gewässer ohne Gefahr für Wohlbefinden und Gesundheit trinken kann.






Ein weiters Kreuz stand am Potsdamer Platz...






Am Margaretenstein steht kein Kreuz. Der Stein bezeichnet die Grenze zwischen dem evangelischen Wittgensteiner Land und dem mehrheitlich katholischen Sauerland und thematisiert damit die Geschichte der religiösen Rechte, die im GG an verschiedenen Stellen auftauchen. Die zweite Rezitation des Tages fand dort um 17.00 Uhr statt.





Dann ging es weiter nach Jagdhaus. Auf einer Anhöhe, von der man einen beeindruckenden Blick in das Tal hat, in dem der Ort Milchenbach liegt, standen zwei große Infotafeln zur Flurbereinigung, die dort durchgeführt wurde. Ursprünglich war der Wald in unzählige Parzellen unterteilt. Das hat sich jetzt geändert und ich nehme an, für die Umsetzung dieses Vorhabens war es manchmal hilfreich, Artikel 15 GG ("Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden.") in petto
zu haben und als sogenannte öffentliche Hand darauf hinweisen zu können, dass es das Recht und die Möglichkeit der Enteignung gibt.

Jagdhaus ist eigentlich kein Dorf, sondern eine Ansammlung dreier Hotels verschiedener Größe und Preisstufen. Ich bin im Hotel mit dem schönsten Namen untergekommen: Gasthaus Tröster. Hier werde ich die Nacht verbringen und morgen weiter in Richtung Kahler Asten, den höchsten Punkt NRWs,  wandern.

Fundstück:

ein gefallener Engel am bzw. im Steinernen Kreuz





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