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Samstag, 18. Mai 2019

Der 58. Tag: 18. Mai 2019

(Polenz) - Neustadt - Neukirch

Nach dem Frühstück im "Erbgericht" haben wir um kurz nach neun den Bus zurück nach Neustadt genommen. An der Bushaltestelle fanden wir einen Aufkleber, auf dem stand: "Hier verschwand ein antideutscher Hetzaufkleber. Wählt nationale Parteien".
Die Präsenz von rechtsextremen Sprüchen im Straßenbild ist hier in der Gegend manchmal verstörend. Ich komme später darauf zurück.
In Neustadt hatte die Tourist Info schon geöffnet. Ich habe eine Wanderkarte gekauft. Mit der Suche nach einer Bleibe für die nächste Nacht kamen wir dort nicht weiter.



Wir sind dann ins Ortszentrum gegangen, wo ich auf dem Marktplatz um 10h
die erste und einzige Rezitation des Tages (1x)
gemacht habe.


Reaktionen gab es darauf keine. Der Marktplatz machte auch keinen besonders belebten Eindruck. Es gibt einen kleinen Brunnen, der daran erinnert, dass dort bis 1935 (!) noch Viehmärkte stattgefunden haben.


Mit etwas Mühe und Hilfe einer Einheimischen haben wir den Weg gefunden, der uns in Richtung Neukirch führen sollte. Ursprünglich wollten wir von dort noch ein Stück weiter, doch es sollte anders kommen. Nach knapp einer Stunde durch die Ausläufer von Neustadt ging es in den Wald, der uns den größten Teil der Strecke beschattete, was heute bei gestiegenen Temperaturen ganz angenehm war. Auch die vielen zu absolvierenden Höhenmeter wurden dadurch etwas weniger mühsam.
Mittagsrast machten wir in einer Baude auf Bergeshöhe, mit Spargelcreme- bzw. Wildsuppe und Kaffee. Außerdem haben wir von dort aus drei Gasthöfe hinter Neukirch angerufen, die alle keine Zimmer mehr für uns frei hatten. Jetzt hieß es, darauf zu hoffen, dass wir in Neukirch eine Bleibe finden.
Rezitationsorte haben sich mir im Wald keine angeboten. Beim Aufstieg zum Valtenberg habe ich deshalb vor mich hin rezitiert und abgewartet, wo mein Geist hängen bleibt. Nicht ganz überraschend stach Artikel 18 heraus, in dem es darum geht, dass der Missbrauch der Meinungsfreiheit in ihren verschiedenen Ausformungen "zum Kampfe gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung" zum Verlust dieser Grundrechte führt. Für meinen Geschmack ist dieser Punkt bei einigem, was ich schon auf Plakaten - und heute auf diesem Aufkleber an der Bushaltestelle - lesen musste, erreicht. Hier findet - von einer kleinen Gruppe - ein Kampf gegen unsere Grundordnung statt. Die schleichende Gefahr, die von diesen Tendenzen für das GG und seiner fundierenden Bedeutung für unser Staatswesen ausgeht, darf nicht unterschätzt werden.
Artikel 18 steht in einem Spannungsverhältnis zu anderen Grundrechtsartikeln, besonders zu Artikel 5, in dem die Meinungsfreiheit garantiert wird. In der Anwendung der Artikel ist es gut, immer wieder und von Situation zu Situation neu zu justieren, welchem Aspekt das größere Gewicht gegeben wird: der Meinungsfreiheit oder dem Schutz des GG. Dabei widersprechen sich beide nicht unbedingt. Die Meinungsfreiheit gilt auch für Meinungen, die außerhalb der freiheitlich demokratischen Grundordnung angesiedelt sind. Doch wenn daraus Handlungen resultieren, die gegen die Grundordnung gerichtet sind, müssen Staat und Bürger konsequent dagegen halten.

So sinnierend bin ich den Berg hochgestiefelt und erinnerte mich an die kleine Gewohnheit, auf den jeweils höchsten Erhebungen einer Etappe eine Rezitation zu machen. Diese Gewohnheit hatte ich auf dieser Mai-Etappe bislang ganz vergessen. Der Valtenberg ist mit immerhin 587 Metern der höchste Berg in diesem Teil der Lausitz und bot sich von daher für eine Wiederaufnahme der Privattradition an. Doch oben angekommen war kein Platz zu finden, der zum Rezitieren geeignet gewesen wäre und so habe ich mich unverrichteter Dinge wieder an den Abstieg gemacht. Man muss von Gewohnheiten auch Abschied nehmen können.
Am Bahnhof in Neukirch wartete Wanderverstärkung aus Köln auf uns und ab sofort sind wir zu dritt unterwegs! Jetzt bgleitet uns Maria G, Freundin und Mitglied im Stimm-Performance Ensemble KörperSchafftKlang.

In Neukirch hatten wir Glück und haben eine Unterkunft gefunden, und zwar wieder in einem Gasthof zum Erbgericht! Dieser hat aber im Gegensatz zu seinem Namensvetter in Polenz seine Vergangenheit weitgehend hinter sich gelassen. Von außen historisch, von innen modern.

Fundstücke:

 LandArt
 kleines Glück?

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