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Samstag, 25. Mai 2019

Der 63. Tag: 23. Mai 2019

Görlitz

Am Morgen bin ich zum MDR-Studio gegangen, um das Interview für die WDR5-Sendung "Neugier genügt" zu machen. Die ganze Geschichte, die sich da ereignet hat, gehört nicht zum Thema dieses Blogs. Kurz gesagt gab es verschiedene Schwierigkeiten, aber ich habe nach meiner Einschätzung ein paar Dinge sagen können, die mir wichtig sind. Man kann das Interview auf WDR5 nachhören:
https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-neugier-genuegt-freiflaeche/audio-grundgesetz-wanderungen-100.html.

Auch die Redakteurin im MDR-Studio hat noch ein Interview mit mir gemacht. Ich weiß aber nicht, ob davon etwas gesendet worden ist.
Wenn man in einer solchen Sendung auftritt, wird man ganz automatisch zum Beitragsmaterial, das dem legitimen Zweck dient, eine interessante Sendung zu machen. Aber dem Charakter der GG-Wanderung werden solche Ausflüge in die Medien nicht gerecht. Jedenfalls habe ich mich damit nicht sehr wohl gefühlt, obwohl es natürlich schön ist, dass über diesen Weg vergleichsweise viele Menschen von der Wanderperformance erfahren haben.

Danach bin ich zur Brücke an der Neiße gegangen, habe mit den FreundInnen einen Kaffee getrunken und dann um 11.30 Uhr
die erste Rezitation des Tages (3x) gemacht.


Das war für mich der offizielle Abschluss der Grundgesetzwanderung.
Es kam noch einmal zu den verschiedenen Reaktionen von Neugierde und Zuhören bis zu Scheu, Abwehr und Ignoranz, die mich während der zwei Jahre durchgehend begleitet haben.
Das Ende war dann kein Knall, sondern ein langsames, sanftes Ausklingen. Das fand ich sehr passend.










Am Abend hatte unser Gastgeber in der Alte Ofenfabrik in Görlitz ein paar Freunde und Bekannte eingeladen, und ich habe im kleinen Kreise von knapp 20 Gästen von meiner GG-Wanderung erzählt.
Anhand des Plakates, das ich bei den Rezitationen vor mir liegen hatte, konnte ich erläutern, was ich mit der Wanderung im Sinn hatte.


Dann habe ich noch eine Rezitation (1x) durchgeführt, auf die eine ziemlich lange und angeregte Diskussion folgte. Ich will nur einen Punkt herausgreifen: Natürlich kam die Frage auf, ob es in den Reaktionen der Menschen, die mir begegnet sind, einen Unterschied zwischen Ost und West gegeben hat. In meiner Erfahrung war dieser Unterschied viel kleiner als ich ihn erwartet hatte. Ich habe mit einigen Leuten darüber gesprochen, dass den neuen Bundesländern das GG übergestülpt wurde, statt wie es eigentlich gedacht war, mit der Wiedervereinigung auch eine gemeinsame Verfassung zu formulieren - auf der Grundlage des GG. Aber meistens wurde das Thema von mir angesprochen. Ansonsten war die Verteilung der verschiedenen Reaktionen auf die Rezitation oder auf mein Erzählen von der GG-Wanderung in allen Regionen mehr oder weniger gleich. Einen Unterschied zwischen Ost und West hat es nicht gegeben. Sollte die Gleichheit der Lebensumstände in neuen und alten Bundesländern schon weiter sein, als es in der politischen Debatte manchmal scheint?

Am Schluss des Abends habe ich zwei Einträge aus diesem Blog vorgelesen. Das hat überraschend gut funktioniert und wer weiß, vielleicht folgt auf die GG-Wanderung ein Phase mit Lesungen aus diesem Konvolut......


Fundstücke:

                                                                                                       wunderbare Brotvermehrung?




















Art. 3: Männer und Frauen sind gleichberechtigt(?)

2 Kommentare:

  1. Zu der Frage, ob das GG den ostdeutschen Bundesländern "übergestülpt" wurde, wie ich oben schreibe, habe ich folgenden sehr lesenswerten Kommentar erhalten:

    Lieber Ralf,

    zunächst herzlichen Glückwunsch zum Abschluss der Grundgesetz-Wanderung. Ich freue mich sehr, dass durch deine Wanderperformance auch für mich das Grundgesetz stärker in den Fokus gerückt ist. Allerdings möchte ich dir noch einige Gedanken zur Wertschätzung des Grundgesetzes in den „neuen“ Bundesländern schreiben. Ich selbst habe die sog. Wende in der DDR miterlebt und das Neuen Forum gefördert, im Jahr 1989, als im Frühjahr die letzte UNFREIE Wahl der DDR stattgefunden hatte. Bei einer der Auszählungen war ich dabei gewesen und wir konnten gut nachweisen, dass die offiziellen Wahlergebnisse gefälscht wurden. Ein Jahr später fand im März 1990 die erste FREIE Wahl der DDR statt, das war für mich ein besonders erhebender Moment, auch wenn ich über das Wahlergebnis nicht glücklich war. Aber diese letzte, freigewählte Volkskammer der DDR brachte dann den Anschluss der DDR an die BRD auf den Weg, für mich war das der Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes. Der offizielle Termin dafür war der 3. Oktober 1990, der mir ein besonderer Festtag war und den ich jedes Jahr echt feiern kann.

    Das ist der Hintergrund dafür, dass ich mit deiner Formulierung ÜBERGESTÜLPT nichts anfangen kann! Du schreibst: „Ich habe mit einigen Leuten darüber gesprochen, dass den neuen Bundesländern das GG übergestülpt wurde...“

    Mir wurde das Grundgesetz nicht übergestülpt, gemeinsam mit vielen anderen hatte ich den aufrechten Gang gelernt, und wir ließen uns weder von der alten DDR-Elite noch von der neuen BRD-Elite etwas überstülpen. Etwas ganz anderes war es, dass die DDR wirtschaftlich am Ende war und regelrecht ausblutete. Allerdings wurde der Niedergang unserer Wirtschaft durch das solidarische Verhalten sehr vieler westdeutscher Menschen, viele Politiker und auch mancher Wirtschaftsleute, abgefedert. Dass es zugleich auch andere gab, die aus dem Westen zu uns kamen und sich ganz billig profilierten auf unsere Kosten, das steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Da ist auch viel Unrecht geschehen, und manche Verletzungen tun bis heute weh.

    Möge das Grundgesetz für unser Land innerhalb der europäischen Staaten-Gemeinschaft eine kraftvolle Basis der Demokratie bleiben!

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  2. und eine kurze Antwort von mir:

    lieber ....,
    in dem Gespräch am 23.5. in Görlitz habe ich übrigens erwähnt, dass ich vor kurzem mit dir gesprochen habe und du eine sehr positive Meinung dazu hast, dass das Grundgesetz in der Form, wie es existierte, von den ostdeutschen Ländern übernommen wurde.
    Meine Erfahrung mit anderen Leuten, die in der DDR gelebt haben, war relativ oft geprägt von der Ansicht, dass sich Ost und West bei der Wiedervereinigung nicht auf gleicher Ebene begegnet sind. Politisch war das ja klar und richtig, aber die Vorgehensweisen hätten, im Nachhinein betrachtet, vielleicht respektvoller sein können. Das Wort “übergestülpt" habe ich übrigens von jemandem auf der Wanderung durch Sachsen gehört, das stammte nicht von mir.
    Um so wichtiger, deine Einschätzung zu lesen!

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