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Montag, 8. April 2019

Der 47. Tag: 8. April 2019

Jöhstadt - Schmalzgrube - Satzung

Beim Auschecken heute Morgen aus dem Hotel in Jöhstadt habe ich dem Gastwirt eine Karte von der GG-Wanderung in die Hand gedrückt, mit der er offensichtlich nichts anzufangen wusste. Ich habe ihn dann nach der niederländischen Verfassung gefragt, doch er hat mir keine Antwort geben können. Das bringt mich nochmal zurück zum Thema des Abstandes, das ich gestern aufgebracht habe. Die moderne Gesellschaft erlaubt es auch, dass man sich als Bürgerin oder Bürger überhaupt nicht darum kümmert, auf welchen politischen und rechtlichen Grundlagen das Gemeinwesen steht. Auch wenn ich eine solche Einstellung nur schwer nachvollziehen kann.


Auf dem regionstypisch großen und größtenteils begrünten Marktplatz von Jöhstadt steht ein mächtiger, ebenfalls für die Gegend typischer Schwibbogen aus Holz und Metall, vor dem ich mich für die erste und einzige Rezitation des Tages aufgebaut habe.
Sie fand statt um 9.30 Uhr (2x).
Obwohl relativ viele Leute um mich herum unterwegs waren, hat sich mir während der Rezitation niemand genähert. Anders als ich es vormals erlebt habe, hatte ich nicht den Eindruck, die Leute machen einen großen Bogen um mich, sondern eher, dass sie einfach nicht kümmert, was ich da tue oder wer ich bin.
Ohne Resonanz auf meine Aktion bin ich nach vollzogener Rezitation losgewandert. Der erste Teil des Weges führe entlang einer Schmalspurbahn durch ein bewaldetes Tal mit ein paar imposanten Felsformationen, von denen eine merkwürdigerweise Loreleyfelsen heißt. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten...
In Schmalzgrube biegt der WDE von der Eisenbahntrasse ab und führt auf die Höhe in Richtung Hirtstein, den ich morgen erklimmen werde. Ich bin zwar in die selbe Richtung, dann aber nach Satzung gewandert und dort im Gasthof "Erbgericht" abgestiegen. Ein Landgasthof der ganz alten Schule, in dem am Nachmittag ein Frühlingsfest stattfand. Mein Zimmer grenzte direkt an den ziemlich großen Veranstaltungssaal, aus dem ab dem Nachmittag erzgebirgische Volksmusik erschallte. Jedenfalls zunächst. Später wurde es dann das deutschlandübliche Heino-Repertoire inklusive "Schöner Westerwald" - im Erzgebirge! Die GG-Wanderung lässt mich in Lebenswelten eintauchen, zu denen ich sonst gebührenden Sicherheitsabstand halte.

                                                          Die herzhafte Seite des Frühlingsfests


Beim Mittagessen habe ich einen Blick in die Tageszeitung "Freie Presse" geworfen. In einem Artikel über die Demonstrationen in Berlin und anderen Städten gegen die horrenden Mietpreise ging es an einer Stelle um das GG. Eine Berliner Initiative will über ein Volksbegehren die Enteignung besonders unsozialer Immobilienfirmen in die Wege leiten. Der bayrische Innenminister Herrmann meint, mit solchen Forderungen "würden 70 Jahre nach der Verkündung unseres Grundgesetzes die elementaren Regeln unserer Marktwirtschaft in Frage gestellt". Das ist eine interessante Argumentation, weil die soziale Marktwirtschaft gar nicht direkt im Grundgesetz festgeschrieben ist. Zwar gibt es das Recht auf Eigentum und die Aufforderung, mit dem Eigentum zum Wohle der Allgemeinheit zu agieren (Artikel 14 GG), aber das lässt verschiedene wirtschaftliche System zu. Die Initiatoren des Volksbegehrens für die Enteignung argumentieren mit Art. 15 GG: "Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung, durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden".
In dem Zeitungsartikel wird darauf hingewiesen, dass Art. 15 Verfassungsrechtlern zufolge noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik angewendet wurde. Das ist kein Grund, es in diesem Fall nicht das erste Mal zu tun, doch darüber hinaus zeigt sich daran, dass das Grundgesetz wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnet und erlaubt, die bislang ungenutzt geblieben sind. Ich komme später nochmal darauf zurück.
Als ich so lesend beim Mittagstisch saß, kam an der Theke ein Anruf, offenbar mit der Frage nach einem Erbschein. "Wir sind das Gasthaus Erbgericht, nicht das Gericht. Nein, mit Erbscheinen haben wir nichts zu tun." Dann zu mir: "Einmal im Monat ungefähr kommt so ein Anruf, aber erst seit drei oder vier Jahren. Vorher zwanzig Jahre nie." Woran das wohl liegt?

Fundstücke:
                        
     Schaufenster - Wimmelbild

 Baumschutz?
              Horch und Guck an der tschechischen Grenze

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