Als wir heute Morgen den Frühstücksraum "mit Panoramablick" betraten, schneite es. Das hat uns überrascht. Im Laufe des Tages änderte sich zwar die Art des Niederschlags - von Schnee zu Schneeregen und schließlich zu Regen - aber ansonsten zeigte er sich konstant und ausdauernd.
Das Wetter gehört zu den Bedingungen dieser Wanderperformance, die ich nicht bestimmen kann und die deswegen zum Unvorhersehbaren, das in der Performance passieren kann, beiträgt. Heute war der Beitrag des Wetters besonders prägend. Ich glaube, das war der erste Tag der GG-Wanderung, bei dem ich mit Dauerregen konfrontiert war. Das hatte Auswirkungen auf die anderen Bedingungen und auf meinen Umgang damit. So haben wir uns entschieden, eine Abkürzung zu nehmen und sind für knapp eine Stunde nicht dem WDE gefolgt.
Die Entscheidung wurde dadurch belohnt, dass wir an einem Gedenkstein vorbei kamen, an dem ich die erste und einzige Rezitation des Tages gemacht habe.
Der Stein erinnert an den kommunistischen Widerstand gegen die Nazis. An dem Ort mitten im Wald hatte die KPD ein Materiallager, anscheinend sogar bis 1939. Das schien mir ein geeigneter Ort für
die erste Rezitation (1x), die um 10.40 h stattfand.
In Westdeutschland ist die KPD bekanntlich 1956 verboten worden und bis heute gilt das Verbot als sehr fragwürdig. Ging von der KPD tatsächlich eine Gefahr für die freiheitliche demokratische Grundordnung aus? Das war und ist sehr zweifelhaft. Abgesehen davon, dass viele KPD-Mitglieder, die bei den Nazis im KZ saßen, nun schon wieder mit dem Verbot ihrer politischen Tätigkeit konfrontiert waren, hätte es der jungen Bundesrepublik gut getan, wenn das Grundrecht auf Meinungsfreiheit (Art. 5) und das Verbot, wegen politischer Anschauungen benachteiligt zu werden, auch für das eher versprengte Häuflein von Kommunisten gegolten hätte.
Der Weg führte uns danach in Richtung Rosenthal an einigen der berühmten Felsformationen des Elbsandsteingebirges vorbei, die aber wegen des Regens nicht in voller Pracht und Majestät vor uns erschienen.
In Rosenthal haben wir Rast in einer Fleischerei gemacht, die in einem kleinen Vorraum zwei Stehtische hatte. Da konnten wir uns aufwärmen, stärken und innerlich auf den zweiten Teil der Regenwanderung vorbereiten.
Das anvisierte Ziel hieß Königstein. Geschafft haben wir es bis Pfaffendorf, am Pfaffenstein vorbei, der sich im Nebel vor uns verbarg und fast chinesisch anmutete. Das war ganz reizvoll wie überhaupt das Elbsandsteingebirge mit seinen Formationen bei Nebel und Regen entfernt an Berge in China erinnert, die ebenfalls in ungewöhnlichen Formen aus den Nebeln zu ragen pflegen.
Zu den Bedingungen, die ich mir selbst gesetzt habe, gehört der Zeitrahmen der GG-Wanderung. Ich habe mir vorgenommen, am 23. Mai in Görlitz zu sein, um die Aktion abzuschließen. Bislang war der Termin weit genug weg, um damit entspannt umzugehen, doch jetzt bin ich in der Phase, in der ich genauer rechnen muss, wie ich die verbliebenen Kilometer in der Zeit schaffen kann. Das erhöht den Druck und unsere Entscheidung, heute sechs Stunden durch den Regen zu gehen, hatte auch damit zu tun, dass uns die Zeit für lange Pausen nicht mehr zur Verfügung steht.
Da die Pension, in der wir abgestiegen sind, keine Abendküche anbietet, mussten wir nochmal raus - diesmal mit Schirmen bewehrt, um in einem Gasthaus des Ortes etwas warmes zu essen.
Fundstücke:
Klein-Skulpturen am Wegesrand
Parkplatzplan und dazugehöriger Parkplatz:
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