Für die vorletzte Etappe hatten wir uns vorgenommen, eine etwas längere Strecke zu wandern, um morgen entspannt und nicht zu spät in Görlitz ankommen zu können. Der erste Teil des Plans hat funktioniert. Wir sind ca. 23 Kilometer gegangen, was bei dem sonnigen und schwülen Wetter schweißtreibend war.
Wir sind vom Löbauer Berg hinabgestiegen, ein Stück durch Feld und Dorf gegangen und dann den sehr steilen Berg zum Rotstein hochgestiefelt. Zuerst schien es, als hätten wir das Glück auf unserer Seite und wir würden im Berghotel einen Kaffee bekommen. Doch nach knapp einer halben Stunde Wartens - mit einem Glas Leitungswasser - stellte sich heraus, dass die offenbar hochkomplexe Kaffeemaschine nicht so einfach anzuwerfen ist.
Auf dem ganzen Weg heute ist mir keine Stelle begegnet, die nach einer Rezitation gerufen hätte. Zwischendurch habe ich wandernd für mich eine Rezitation eingeschoben. Für daraus resultierende Assoziationen und Überlegungen fehlte mir da offenbar schon die geistige Frische, die unter der Sonneneinstrahlung und den zu bewältigenden Steigungen merklich gelitten hatte. Auf der Wanderkarte hatte ich vorher gesehen, dass es in Friedersdorf eine Kirche mit Namen St. Ursula gibt und ich hatte die Option innerlich notiert, dort eine Rezitation zu machen. Ursula ist bekanntlich eine der Stadtheiligen von Köln und eine Rezitation vor der Kirche mit dem selben Namen schien mir eine Möglichkeit, eine Verbindung herzustellen zwischen der Gegend hier, am Ende der GG-Wanderung und dem Rheinland, wo ich mehr oder weniger losgewandert bin und außerdem wohne.
In Friedersdorf haben wir den Umweg zur Kirche St. Ursula eingelegt. An der Straße fanden wir eine Friedenseiche von 1871, die allerdings von direkt zwei Gedenksteinen, u.a. für die "glorreichen Helden" umzingelt ist. An der Friedenseiche hätte ich mir eine Rezitation vorstellen können, aber in der Nähe von glorreichen Helden fühle ich mich fehl am Platz.
Die Kirche war geschlossen. Wir haben uns einen Platz mit einem Wiesenstück an der Kirchenwand ausgesucht, aber ich kann nicht sagen, dass ich mich sonderlich wohl gefühlt hätte mit der
ersten Rezitation des Tages (1x), die um 15 h stattfand.
Irgendwo hatten wir gelesen, dass es in dem Ort ein Gasthaus gibt, gefunden haben wir eine Art Kiosk mit kleinem Dorfladen, wo Kaffee und regional hergestelltes Eis auf uns warteten. Sehr wohltuend!
So gestärkt haben wir uns aufgemacht, auch noch die letzte Teilstrecke des Tages zu wandern und um ungefähr 17 h kamen wir im St. Wenzelslaus Stift in Jauernick an. Irgendwie gefällt es mir gut, dass wir die letzte Nacht, bevor wir den Endpunkt der GG-Wanderung erreichen, in einem religiös konnotierten Haus verbringen. Die erste Nacht nach dem Start der GG-Wanderung in Aachen habe ich in einem Kloster in Kornelimünster übernachtet. Es schließt sich also gewissermaßen ein Kreis und auf diese Weise wird der Pilgercharakter der GG-Wanderung, von dem ich an anderer Stelle kurz gesprochen habe, betont.
Das ist mir auf der ganzen Wanderung nicht passiert. Sollte ich etwa nur der Hase sein, der mit dem GG durch Deutschland läuft und der Igel ist immer schon da, mit dem Grundgesetz unter dem Arm? Das wäre eine sehr schöne wanderungsabschließende Erkenntnis.
Fundstücke:
Wandsprüche am Wegesrand:
(Toskanafraktion?)
Tanks am Wegesrand:
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