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Dienstag, 7. August 2018

Der 30. Tag: 7. August 2018

(Treffurt) - Creuzburg

Heute war hitzefrei. Bei Temperaturen um die 34 Grad und nach dem Gewaltmarsch gestern habe ich mir einen wanderfreien Tag gegönnt.
Beim Frühstück noch in Treffurt bei einem Bäcker habe ich die Thüringische Allgemeine gelesen. In der Sommerlochdiskussion über die Wiedereinführung der Wehrpflicht oder eines sozialen Pflichtjahres, das auch für Frauen gelten würde, spielt die Frage eine Rolle, ob ein soziales Pflichtjahr verfassungsrechtlich zulässig wäre. Nach Art. 12 Abs. 2 GG darf niemand zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, "außer im Rahmen einer herkömmlichen, allgemeinen, für alle gleichen, öffentlichen Dienstleistungspflicht". Darunter würde ein soziales Pflichtjahr sicher nicht fallen. In den ersten 19. Artikeln des GG sind die Grundrechte und nicht die möglichen Bürgerpflichten aufgelistet. Dass es solche gibt, weil es eine bürgerliche Verantwortung für das Gemeinwesen gibt, liegt einerseits auf der Hand und ist andererseits nur schwer in eine freiheitliche Verfassung zu integrieren.

Mit dem Bus bin ich von Treffurt nach Creuzburg gefahren. Damit befinde ich mich wieder auf dem Wanderweg der deutschen Einheit, auf dem es morgen in Richtung Rennsteig gehen wird.
Bei meinem Besuch des Museums auf der Creuzburg gab es ein paar interessante Informationen. Der Komponist Michael Prätorius und die heilige Elisabeth werfen dabei für das GG nicht viel ab. Der heilige Bonifatius war hier (724) und hat zwar nicht noch eine Eiche gefällt (wie in Fritzlar, siehe 24. Tag der Wanderung!), aber ein Holzkreuz soll er errichtet haben.

Im 17. und 18. Jahrhundert war Creuzburg offenbar eine Hochburg für Hexenprozesse. Ohne zynisch sein zu wollen, waren mit diesem traurigen Kapitel der europäischen Geschichte die Anfänge eines schriftlich fixierten Strafrechts verbunden. Mit der allerdings zunächst eine völlig pervertierte Rechtsidee festgeschrieben wurde. (Man muss ja immer wieder betonen, dass die Hexenverfolgung kein Phänomen des sogenannten dunklen Mittelalters darstellte, sondern erst mit dem Einstieg ins (männlich) rationale Zeitalter der frühen Neuzeit zu einer gesellschaftsbestimmenden Kraft wurde.)
Neben der Creuzburg hat der gleichnamige Ort noch ein paar andere kulturhistorisch bemerkenswerte Bauwerke aufzuweisen. Dazu zählen die steinerne Brücke über die Werra, die der Stadt nicht nur Segen, sondern viel Kriegsleid beschert hat. Und die direkt daneben stehende Liboriuskapelle, die 1499 erbaut wurde. Am Übergang zwischen Brücke und Kapelle habe ich um 18 Uhr eine Rezitation gemacht.


Als ich von dort zu meiner Unterkunft kam, stellte sich heraus, dass in der Pension mit mir ein Bautrupp, der aus vier Türken besteht, die aus Duisburg stammen, wohnt. Das war eine Überraschung. Beim Abendessen bin ich mit ihnen ins Gespräch gekommen und anscheinend fahren die vier durch ganz Deutschland zu Baustellen. Wir haben uns über regionale Mentalitätsunterschiede in Deutschland ausgetauscht (wobei Köln ziemlich gut wegkam) und ich habe erzählt, was ich hier mache, ohne auf eine direkte Reaktion zu stoßen. Der Bautrupp lernt Deutschland jedenfalls anders kennen als ich. Einem der Arbeiter war aufgefallen, dass es in Ostdeutschland so wenig Industrie gibt, "überall Wald", was sich nicht zuletzt auf Thüringen bezogen hat, wohin ich mich morgen aufmachen werde.

Fundstück:

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